Europol-Bericht beleuchtet Europas gefährlichste kriminelle Netzwerke
Das europäische Polizeiamt Europol hat am 5. April 2024 einen neuen Bericht veröffentlicht, der die bedrohlichsten kriminellen Netzwerke innerhalb der EU analysiert. Er zeigt auf, wie diese organisiert sind, welche kriminellen Aktivitäten sie ausüben und wie und wo sie agieren. Europol definiert insbesondere in diesem Bericht Merkmale, die Einfluss auf die Einstufung des Bedrohungsniveaus haben.
Einzigartigkeit des Berichts
Es ist die detaillierteste Studie über die bedrohlichsten kriminellen Netzwerke, die jemals von den europäischen Strafverfolgungsbehörden durchgeführt wurde. EU-Mitgliedstaaten und Europol-Partnerstaaten haben zusammengearbeitet, um eine umfassende Datenlage zu den 821 gefährlichsten kriminellen Netzwerken laut Europol zu erstellen.
Gemeinsame Merkmale
Der Bericht enthüllt, dass die gefährlichsten kriminellen Netzwerke vier Eigenschaften teilen – sie sind agil, grenzenlos, dominant und zerstörerisch – welche ihr Bedrohungspotenzial erhöhen. Zudem setzen beeindruckende 71 % dieser Netzwerke gezielt auf Korruption, um ihre kriminellen Aktivitäten zu erleichtern und zu verstärken (Europol 2024, Decoding the EU’s most threatening criminal networks, Publications Office of the European Union, Luxembourg, S. 16 und S. 57).
Infiltration der Wirtschaft
Was die kriminellen Netzwerke wirklich gefährlich macht, ist ihre Fähigkeit, die verfügbare legale Infrastruktur von Gesellschaften und Unternehmen auszunutzen, um kriminelle Ziele zu erreichen. 86 % der Netzwerke benutzen legale Gesellschaftsstrukturen, insbesondere um illegale Vermögenswerte zu waschen. 41 % der Netzwerke in der EU nutzen Immobilien, um illegale Gewinne zu waschen. Weitere Methoden sind Investitionen in hochwertige Güter wie Gold (27 %) und die Nutzung von bargeldintensiven Geschäften wie dem Gastgewerbe (20 %), (Europol 2024, S. 42). Der Bericht verdeutlicht, dass die unermüdliche Profitgier der organisierten Kriminalität dazu führt, dass Geldwäsche oft als zentrale Aktivität betrachtet wird, auch wenn sie eigentlich nur dazu dient, das eigentliche Kerngeschäft, wie den Drogenhandel, zu unterstützen (Europol 2024, S. 43).
Expertenbedarf
Der Bericht betont auch, dass spezialisiertes Fachwissen zur Durchführung von Geldwäsche für kriminelle Netzwerke unerlässlich ist. Daher greifen diese Netzwerke häufig auf Experten zurück, wie Finanz- oder Rechtsexperten, deren technisches Know-how essentiell ist, um ihre kriminellen Operationen zu unterstützen und zu optimieren (Europol 2024, S. 43).
Laut Europol sind diese spezialisierten Rollen fest in den Strukturen der kriminellen Netzwerke verankert, wobei 96 % dieser Netzwerke die Geldwäsche ihrer illegalen Erlöse selbst durchführen (Europol 2024, S. 14). Oftmals wird ein Teil der Geldwäscheaktivitäten sogar direkt in dem Land durchgeführt, in dem der Geldwäscher seinen Wohnsitz hat.
Globale Präsenz
Die Mehrheit (68 %) der kriminellen Netze ist gleichzeitig in EU- als auch in Nicht-EU-Ländern aktiv und präsent. Außerhalb der EU sind die Netzwerke am häufigsten in Albanien, Brasilien, Kolumbien, der Schweiz, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Vereinigten Königreich aktiv (Europol 2024, S. 44).
Umfang der Geldwäsche
Geldwäschetätigkeiten finden in mehr als 80 Ländern statt. Die meisten kriminellen Netzwerke (49 %) waschen ihr Geld lieber innerhalb der EU, 32 % der Netzwerke sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU und die restlichen 19 % nur außerhalb der EU. Auch in Bezug auf legale Gesellschaftsstrukturen zeigt der Bericht, dass 70 % der kriminellen Netzwerke diese innerhalb der EU ausnutzen. (Europol 2024, S. 46).
Den vollständigen Bericht finden Sie auf der Internetseite von Europol.