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Geldwäsche im Profisport

Game Over - UNODC Report Sport Korruption und Geldwäsche

Dass der Sportsektor und namentlich der Profifußball-Sektor nach und nach in den Fokus rückt, wenn es um Geldwäscheprävention geht, ist nichts Neues.*

Ein hochinteressanter Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zeigt nun auch, wie stark die Verbindungen zwischen Sport und organisierter Kriminalität oft sein können und wie kriminelle Netzwerke genau diesen Sektor ausnutzen, um die illegal erlangten Erlöse zu waschen. 

Warum ist der Fußballsektor besonders attraktiv für Geldwäsche?

Laut einem FATF Bericht, der sich nur auf Geldwäsche in dem Fußballsektor bezieht (FATF, Money Laundering through the Football Sector), ist bereits die Struktur der Fußballvereine anfällig, um für Geldwäsche ausgenutzt zu werden. Die Struktur sei leicht für kriminelle Gruppierungen zu durchdringen, da es oft an strengen Vorschriften mangele. Im Fußball werden erhebliche Geldströme bewegt, insbesondere durch hoch dotierte Transfers, was den Sektor zu einem attraktiven Ziel für Geldwäscheaktivitäten macht. Kulturell gesehen verringere das Image des Fußballs als „unschuldige Sportart” die Wahrscheinlichkeit, dass das Management verdächtige Aktivitäten meldet, was Geldwäsche weiter erleichtere. Die Unberechenbarkeit des Sports und das Potenzial für massive Gewinne aus Transfers und der Talentförderung trage ebenfalls zur Toleranz irrationaler Zahlungen bei und erhöhe das Risiko von Finanzkriminalität.

Diese Verstrickung zwischen Fußball und Geldwäsche wir auch im neuen Bericht wieder aufgegriffen. Laut UNODC wird der Transfer von Athleten, vorwiegend der Handel mit jungen Fußballspielern, oft genutzt, um handelsbasierte Geldwäsche (TBML) zu erleichtern. Die Zahl und der Wert der Transfers sind hoch, und die oft intransparente Finanzstruktur ermöglicht es, illegale Gelder zu verschleiern. Hierbei sind vor allem Fußballakademien und -turniere betroffen, die aufgrund ihrer weniger strengen Regulierung und geringeren öffentlichen Aufmerksamkeit leicht infiltriert werden können. Statistiken der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) zeigen, dass in der Fußballsaison 2022/2023 10.000 Transfers nur bis zur Saisonmitte getätigt wurden, die Vermittlergebühren in Höhe von 696 Millionen US-Dollar generiert haben. 

Während Fußball nach wie vor die Sportart sei, die am stärksten von organisierter Kriminalität betroffen wird, würden die Aktivitäten krimineller Gruppen auch in anderen Sportarten zunehmen, insbesondere im Boxen, Tennis, Tischtennis und Basketball.

Weitere Methoden, indem Sport für Geldwäsche ausgenutzt wird

Die Manipulation von Sportwettbewerben und illegalen Sportwetten, besonders über nicht regulierte Online-Plattformen und durch Verschleierung mittels Kryptowährungen und Prepaid-Karten, sind dem Bericht der UNODC zufolge immer noch eine oft genutzte Möglichkeit, um Geldwäsche zu betreiben. Illegale Wetten nehmen rapide zu und machen fast zwei Drittel des globalen Wettmarktes aus. Als solche sind sie eine bedeutende Einnahmequelle für organisierte kriminelle Gruppen und untergraben dabei die Integrität des Sports. 

Oft sind ein Großteil dieser Aktivitäten nicht ohne Korruption denkbar. Funktionäre von Sportorganisationen sind oft Ziel von Bestechungen und Anreizen durch organisierte Kriminalität. Vorwiegend finanziell instabile Sportorganisationen sind besonders anfällig für Korruption und werden daher oft ausgenutzt, bspw. für Wettbewerbsmanipulationen. 

Fallstudien Sport und Geldwäsche

Der Report stellt verschiedene Fallbeispiele vor. Darunter auch ein paar, die verdeutlichen, wie der Sportsektor für Geldwäsche in verschiedenen Weisen ausgenutzt wird.

Operation Mursal war eine spanisch geführte, internationale Ermittlung gegen ein kriminelles Netzwerk, das durch Spielmanipulationen Geldwäsche betrieb. Die Täter manipulierten gezielt Fußballspiele der dritten Liga in Rumänien sowie ein Tischtennisturnier in Osteuropa. Sie benutzten große Satellitenschüsseln, um Signale direkt von den Spielfeldern zu empfangen, und nutzten somit die Verzögerung aus, um Spiele vorzeitig auszuwerten. Das erlaubte ihnen, präzise Wetten abzugeben und hohe Gewinne zu erzielen.

Diese illegalen Einnahmen wurden anschließend über mehrere Bankkonten in Spanien gewaschen, die alle mit dem Hauptverdächtigen in Verbindung standen. Dieser hielt sich zwischenzeitlich in Dubai auf, wurde schließlich festgenommen und nach Spanien ausgeliefert, was die internationale Dimension der Geldwäscheoperation verdeutlicht.

Empfehlungen, um Geldwäsche im Sport gezielt zu verhindern 

Der Bericht gibt eine Reihe von Empfehlungen, um die Infiltration von organisierter Kriminalität im Sportsektor zu erschweren und damit auch großangelegte Geldwäscheaktivitäten zu unterbinden. 

Von zentraler Bedeutung sei eine verstärkte internationale Kooperation. Darunter falle auch ein größerer Informationsaustausch durch zentrale Datenbanken und Plattformen, die die Echtzeit-Verfolgungen verdächtiger Wettmuster, Finanztransaktionen und anderer Anzeichen erleichtere. Außerdem schlägt der Bericht weitreichende Offenlegungspflichten für alle an Spielertransfers beteiligten Parteien vor, einschließlich finanzieller Bedingungen und Angaben zu Drittbesitzern, um verdeckte Transaktionen zu verhindern. 

Es müsse nach und nach besser möglich sein, die kriminellen Netzwerke durch die Verfolgung der Finanzströme erkennen und fassen zu können. Dafür müssten fortschrittliche Finanzüberwachungs- und Berichterstattungssysteme zur Verfolgung von Transferzahlungen entwickelt werden, um verdächtige Transaktionen automatisiert zu erkennen. 

Hier finden Sie den vollständigen Report: UNODC Report

*Insbesondere seitdem dieser Sektor in der neuen EU-Geldwäscheverordnung (EU-AML-VO) Verordnung (EU) 2024/1624 des Europäischen Parlaments und des Rates zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems für Zwecke der Geldwäsche oder der Terrorismusfinanzierung (EU-AML-VO) aufgenommen wurde und somit bestimmte Akteure ab 2029 als eigenständige Verpflichtete gelten werden. Dazu haben wir auf unserem Blog schon eine Reihe von Artikeln veröffentlicht.

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